1315- an Important Impulse for History (1315 – ein bedeutender Impuls für die Geschichte)

(deutsche Fassung am Ende des Texts)

The year 1315 can certainly be described as a magical one. That year something extraordinary happens in the God-given power structure of the Middle Ages – men from the Waldstätte (early Switzerland) destroy the proud knight army of Duke Leopold I at Morgarten. This is a remarkable military success – but it is an even more outstanding mental achievement, for the rebellion against the high nobility also means a break with the world order of that time, in which the aristocratic structure is wanted by God and thus legitimized by the highest authority.

The question, which has never really been answered in a comprehensible way in research so far, is: How can subjects from rural areas, i.e. predominantly farmers, take on knights with battle experience, even crush them in the field in the truest sense of the word?

In the 19th century, historians explain what is still incomprehensible by the extraordinary skill of exploiting the terrain, falling stones and tree trunks. The considerations of history professor Roger Sablonier are more sophisticated. He sees the battle as the result of a conflict between the regional nobility and the powerful House of Habsburg, and puts forward the thesis that so-called „outlaws“ had also been involved, who had engaged the proud knightly army of Duke Leopold I on 15 November 1315 in an attack of pouch lust.

The ordinary soldiers may have acted on their own initiative, and a decisive motive was simply the desire for booty. Assault and ambush tactics were an integral part of warfare in contemporary Italy. The loot-raising opportunity to invade a well-equipped noble and urban entourage of a duke was not offered every day in the foothills of the Alps. (Sablonier, Roger. Gründungszeit ohne Eidgenossen, hier und jetzt, 3rd edition, 2008)

Sabloniers treatise on the beginnings of the Swiss Confederation is probably one of the best that can be studied about this period. Nevertheless: Anyone who likes exploring things in more depth must come to the conclusion that the thesis of „outlaws with pouch lust“ is complete foolishness. Imagine in concrete terms what it means to attack a highly armed army of knights – even experienced mercenaries don’t do that, except in a drunken state, because an army platoon remains an army platoon and is not a noble picnic event. In order to oppose such a strike force, one needs strategic intelligence, iron discipline and a great deal of courage. And last but not least, a high degree of organization, which is not to be found in a bunch of looters under the leadership of a land nobleman with a probability bordering on certainty.

So who were the attackers at Morgarten?

Answers to this question will gradually be presented on this website. Answers that, in view of the wealth of circumstantial evidence, leave us perplexed that historians have not long since come across them.

Deutsche Fassung:

Das Jahr 1315 darf durchaus als ein magisches bezeichnet werden. In diesem Jahr geschieht etwas Außergewöhnliches im gottgegebenen Machtgefüge des Mittelalters – Männer aus der Waldstätte (Urschweiz) vernichten das stolze Ritterheer von Herzog Leopold I. am Morgarten. Das ist ein beachtlicher militärischer Erfolg – es ist aber eine noch viel herausragendere mentale Leistung, denn die Auflehnung gegen den Hochadel bedeutet auch einen Bruch mit der damaligen Weltordnung, in welcher das adlige Gefüge von Gott gewollt und dadurch von der höchsten Instanz legitimiert ist.

Die Frage, die bisher in der Forschung eigentlich nie wirklich nachvollziehbar beantwortet worden ist, lautet dabei: Wie können es Untertanen aus ländlichen Gebieten, also vorwiegend Bauern, mit kampferfahrenen Rittern aufnehmen, ja, sie im wahrsten Sinn des Wortes in den Boden stampfen?

Mit der Ausnützung des Geländes, herunterstürzenden Steinen und Baumstämmen erklären Historiker im 19. Jh. das nach wie vor Unfassbare. Um einiges realistischer sind die Überlegungen des Geschichtsprofessors Roger Sablonier. Er sieht die Schlacht als Folge eines Konfliktes zwischen dem regionalen Adel mit dem mächtigen Haus Habsburg, und er stellt die These auf, dass auch sogenannte „Outlaws“ mitgemischt hätten, die am 15. November 1315 in einem Anfall von Beutelust das stolze Ritterheer von Herzog Leopold I. überfallen hätten.

„Die gewöhnlichen Kriegsknechte handelten möglicherweise auf eigene Faust, und dabei war auch schlicht Beutesucht ein entscheidendes Motiv. Überfall- und Hinterhaltstaktiken waren fester Bestandteil von Kriegsführung im zeitgenössischen Italien. Die beuteträchtige Gelegenheit, ein wohlausgestattetes adliges und städtisches Gefolge eines Herzogs zu überfallen, bot sich schließlich im voralpinen Hügelland nicht alle Tage.“ (Sablonier, Roger. Gründungszeit ohne Eidgenossen, hier und jetzt, 3. Auflage, 2008)

Sabloniers Abhandlung über die Anfänge der Eidgenossenschaft gehört wohl zum Besten, was man über diese Zeit studieren kann. Trotzdem: Jeder, der ein bisschen nachdenkt, muss zum Schluss kommen, dass die These von den „Outlaws mit Beutelust“ völliger Stumpfsinn ist. Man stelle sich bloß einmal konkret vor, was es heißt, ein hochgerüstetes Ritterheer anzugreifen – das machen auch kampferfahrene Reisläufer nicht, außer im stockbesoffenen Zustand, denn ein Heereszug bleibt ein Heereszug und ist keine adlige Picknick-Veranstaltung. Um sich einem solchen entgegenzuwerfen, braucht es strategischen Verstand, eherne Disziplin und sehr viel Mut. Und nicht zuletzt einen hohen Organisationsgrad, der in einem Haufen von Beutelustigen unter der Führung eines Landadligen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht anzutreffen ist.

Wer also waren die Angreifer am Morgarten?

Auf dieser Website werden nach und nach Antworten auf diese Frage präsentiert. Antworten, die in Anbetracht der Indizienfülle einen darüber staunen lassen, dass Historiker nicht schon längst darauf gestoßen sind.